Ernährung – die neue Religion?
Erstellt von r.ehlers am Sonntag 29. Juni 2014
Der auch über das Fernsehen bekannte Dr. med. Manfred Lütz, Facharzt für Nervenheilkunde, Psychiatrie und Psychotherapie, Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses für psychisch Kranke in Köln, ist zugleich Philosoph und diplomierter katholischer Theologe, erfolgreicher Autor und sogar hier und da als Kabarettist unterwegs.
-wdr.de-
Lütz ist schon ein recht konservativer Mann. Er ist Mitgleid des Päpstlichen Rates für das Leben und Berater der Vatikanischen Kleruskongregation. Benedikt XVI ernannte ihn 2010 zum Ritter des Gregoriusordens. Besondere bekannt wurde er durch seine Angriffe gegen den bekannten Kirchenkritiker Eugen Drewermann.
Immer wieder beklagt er sich über denUnsinn der Diäten („Diät-Sadisten“), den Gesundheitwahn und den allgemeinen Fitness-Kult. Ganz provokant stellt er jetzt im Interview mit der Gesundheitsberatung der TV Hören und Sehen (26.6.- 4.7. 2014) die Frage, ob wir nicht immer mehr die Ernährung zur neuen Religion machen.
Lütz glaubt, dass wir heutzutage ein religiöses Vakuum hätten. Man hört ja auch immer wieder von Laien, dass man doch an irgend etwas glauben müsste. Ist das wirklich so?
Lütz beschwert sich über die „fast religiöse Inbrunst“, mit der sich viele um ihre Gesundheit bemühten. Auf die Frage, warum es denn so schlimm sei, wenn wir uns übertrieben um die Ernährung kümmerten, weicht er aus und erklärt, dass man davon eine Essstörung bekommen könne. Aber das ist doch ein Extrem und trifft die Masse der Bürger nicht, die sich eingehend um die Bedingungen für ein langes Leben in Gesundheit und Wohlbefinden kümmern.
Auf den Vorhalt, dass es doch Sinn machen könne, sich vitamin- und virtalstoffreich zu ernähren, um länger fit zu bleiben, meint er wörtlich:
„Ach was, jeder Medizinstudent lernt, dass man in unseren Breiten genug Vitamine mit der üblichen Nahrung zu sich nimmt und dass die Einnahme zusätzlicher Vitamine zwar ein großes Geschäft, aber medizinisch völliger Unsinn ist.“
Da gebe ich Ihm unbesehen Recht. Weiter befragt, dass sich aber andere gerade durch die Substitution des Vitamin D-Hormons besser fühlten, erklärt er das mit einem bloßen Placebo-Effekt. Da demonstriert er ein belagenswertes Nichtwissen.
Im Übrigen meint er, man solle essen, was einem schmeckt. Bei seinem Interviewwpartner stößt er auf Unverständnis, als er erklärt, dass der Mensch schon selbst wüsste , was gut für ihn sei. Erklären kann er das indessen nicht, ist ja auch nur schlicht dhergesagt.
Eine gewisse Esskultur müsse man aber beachten, meint Lütz:
„Wir sollten in Maßen essen – am besten nur zu den Mahlzeiten und nicht immer mal wieder zwischendurch. Viele Menschen müssen auch lernen, Mahl zu halten.Nicht asozial vor dem Kühlschrank, sonderen in Gemeinschaft an seinem schön gedeckten Tisch zu sitzen. Ein solcher Ritus sorgt dafür, dass das Essen nicht entgleitet. Diese Mahlzeit hat dann einen Anfang und ein Ende, das Essen wird zu einem sozialen Ereignis.“
Damit spricht eines der größten Übel unserer Zeit an. Darüber hinaus hat er auch Recht damit, dass dieSorge um die eigenen Gesundheit und das eigene Wohlergehen nicht alles sein darf im Leben. So funktionieren wirnämlich nicht! Wir sind soziale Wesen, die auf ein Leben in der Gemeinschaft angelegt sind, die Regeln und Wertvorstellungen braucht, an die sich die Menschen halten können. Die Religion zu übernehmen, in die man hineingeboren wurde, ist ein durchaus bequemer Weg. Ob es der richtige ist und ob wir überhaupt etwas sinnvolles über die „letzten Dinge“ sagen können, ist eine andere Sache.
An anderer Stelle hat Lütz eindringlich auf die Rolle des Gebets für den Seelenfrieden des Menschen hingewiesen. Da hat er wieder einmal in besonderer Weise Recht. Gerade der Mensch mit psychischen Problemen wie Depression, Burnout, Panikattacken, Zwang und Angst profitiert sehr von einer Adresse, an die er sich wenden kann.
Gleich in der nächsten Ausgabe der TV Hören & Sehen (5.- 11.7.2014) folgt ein Interview der bekannten Fachjournalistin Nadine Schönemann mit dem Ernährungspsychologen Privatdozent Dr. Thomas Ellrott über die Emotionen, die das Essen in uns auslöst.
-cafe-future.net-
Dr. Thomas Ellrott
Auf eine Passage dieses Interviews, das sich sonst sehr im Allgemeinen dazu verhält, dass es schwer ist Menschen dazu zu bringen zu essen, was für die gut ist, weise ich einmal gesondert hin;
Frau Schünemann: Es heißt, dass in der Banane jede Menge Serotonin, also ein Glückshormon, stsckt.
Dr. Ellrott: Es stimmt zwar, dass der Serotoningehalt recht hoch ist – ein Botenstoff im Gehirn, der unter anderem eines der biochemischen Signale für gGlück ist. Das Serotonin in der Banane kommt aber kaum bis an den Ort, an dem es wirken könnte. Das verhindern eine Reihe Barrieren wie die Blut-Hirn-Schranke.
Frau Schünemann: Datteln enthalten Tryptophan. Diese Aminosäure kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden – im Gehirn kann Tryptophan dann in Serotonin umgewandelt werden. Sind Dateln also die bessere Wahl?
Dr. Ellrott: Auch Datteln werden keinen messbaren Effekt erzeilen, da der absoltue Gehalt an der Aminosäure gering ist und Tryptophan mit anderen gleicheztigig enthaltenen Aminosäuren um die Aufnahme ins Gehrin konkurriert.
Dr. Ellrott erklärt dann noch, dass es nur am Belohnungssystem unseres Hirns liege, dass Lebensmittel unsere Stimmung beeinflussen. Wenn wir mit einem Lebensmittel gute Assoziationen verbänden, seien wir glücklich.
Unübersehbar nähern sich in diesem Interview die Reporterin und der Interviewte der Kernfrage, wie die zentralnervöse Verfügung über das Wohlfühlhormon Serotonin sichergestzellt werden kann. Irgendwann einmal werden sie auch den Weg der Nutzung nativer Kost zu eben diesem Zweck entdecken!
Mittwoch 8. Juni 2016 um 10:53
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